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Mit einigen Ruderschlägen hatte Richard das Ufer erreicht, und eilte nun, ohne noch an eine Vorsicht zu denken, auf den Mann zu, der ihn zwar sichtlich erstaunt, aber ohne Furcht erwartete.

„Wer Du auch bist, von Dir hat Karak, der Bärentöter, nichts zu fürchten, denn Du hast ihn vorhin gerettet,“ sagte er mit tiefer Stimme, und Richard wunderte sich nicht im geringsten, ihn so gut zu verstehen.

„Nein, Du warst es, der mich vor dem Angriff des Bären beschützte.“

„Aber Du lenktest seinen Angriff von mir ab, als mir schon die Kräfte erlahmten, und so fand ich Zeit, mein Messer aufzunehmen. Ich wollte den Bären erlegen und mußte ihn erst durch Pfeilschüsse aus seinem Schlupfwinkel verscheuchen und auf mich reizen, denn jedes Tier, selbst der kühne Löwe fürchtet Karak, den Bärentöter. Da, im Augenblicke, als er mich angriff, verlor ich mein Steinmesser, und da ich mit der Axt nichts gegen den harten Schädel ausrichten konnte, trieb mich der Bär fort und ermüdete mich derart, daß ich ihm doch nur zur Beute gefallen wäre und alle Tiere der Wildnis, besonders auch die elenden Rundköpfe, sich gefreut hätten, wenn Du nicht die Aufmerksamkeit des Bären auf Dich gelenkt hättest, sodaß ich Zeit fand, mein Messer wiederzuholen. Du hast mich und meine Rache gerettet, Du bist mein Freund.“

Ohne ein Wort weiter zu verlieren, ging Karak nunmehr daran, mit dem Messer dem Bären den Leib aufzuschlitzen und einige große Stücke Fleisch unter der zurückgeschlagenen Haut herauszuschneiden. Dann brach er dem Bären einen Backenzahn aus und trennte eine Kralle aus der Pranke.

Erst jetzt sah Richard, welch’ ein mächtiges Ungeheuer dieser Höhlenbär war, und daß er fast die Größe eines Pferdes hatte. War auch der menschliche Bewohner dieser Wälder ein herkulischer Riese, so war er doch ein Nichts gegen dieses Raubtier, dem er jetzt mit dem Steinmesser zu Leibe ging. Dennoch konnte er sich mit Recht den Bärentöter, den auch

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)