Seite:Der letzte Höhlenmensch.pdf/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Nacht wachen auch noch Wölfe, die sie gezähmt haben und Hunde nennen. Deren Zuverlässigkeit ist so groß, daß die Rundköpfe in der Nacht keine Wachen aufstellen. Das müssen wir benutzen. Ich erlege am Abend ein großes Stück Wild, und während Du, wenn Du mir[WS 1] beistehen willst, die Wölfe mit dem Fleische nach der einen Seite des Walles lockst und sie dort fütterst, schleiche ich mich von der anderen Seite in das Haus, in dem, wie ich weiß, die Opfer stets gefangen gehalten werden, und befreie meine Tochter.“

Richard sah das Vernünftige dieses Kriegsplanes ein.

„Allerdings,“ setzte Karak dumpf hinzu, „sobald die Wölfe nicht mehr gefüttert werden, werden sie Lärm schlagen und hinter uns hergehetzt werden, und dann giebt es einen Kampf auf Leben und Tod.“

Als die Mahlzeit beendet war und die Nacht anbrach, bereiteten sie sich aus Fellen weiche Lager, doch Richard lauschte noch einige Zeit den entsetzlich brüllenden Tierstimmen des Waldes, in dem es erst jetzt lebendig wurde, bis ihm die Müdigkeit die Augen zudrückte.

Plötzlich weckte ihn ein Donnern und Prasseln und nasse Tropfen. Ein von Regen begleitetes Gewitter war heraufgezogen. Jetzt zeigte es sich, daß das Wohnen in solch einer Hütte doch nicht so gemütlich war, denn bald regnete es hier drinnen ebenso wie draußen. Bald verwandelte sich das Gewitter in einen einzigen Blitz und Donnerschlag, es war ein Unwetter, wie es Richard noch nie erlebt, noch nie beschrieben gefunden hatte. Ununterbrochen stand der Himmel in Flammen, in Tageshelligkeit sah Richard durch die Spalten der Hütte die Blitze beständig einschlagen und die stärksten Bäume zersplittern. Der Regen aber verwandelte sich in einen Wolkenbruch, und Richard kroch, den Untergang der Welt befürchtend, zitternd in eine Ecke.

Ja, solches schreckliches Wüten der Natur sollte in der Urzeit die Erde beständig heimgesucht haben! Für Karak mochte es wohl nur ein kleines, unschuldiges Gewitter sein,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mit
Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)