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denn jene sind viel tapferer, stärker und viel klüger als sie, und sie werden auch die Tiere des Waldes bezwingen und diesen selbst dann ausrotten. Aber,“ setzte Maka in traurigem Tone hinzu, „die einstigen Herrn dieses[WS 1] Landes, die Bewohner der Höhlen, werden sie nicht mehr vorfinden, Du, der erste ihres Stammes, siehst den letzten.“

Maka hatte von den Germanen gesprochen.

Dann sagte sie, daß sie hier in diesem Leichentempel sicher aufgehoben seien, bis Karak sie morgen nacht abholte. Wenn er aber nicht käme, so müßten sie ihre Flucht allein fortsetzen.

Der Schlaf forderte aber seine Rechte, und da Decken, wenn auch nicht für Lebende bestimmt, genug vorhanden waren, so schlummerten die beiden schon in kurzer Zeit friedlich unter den gläsernen Augen der Mumien.

Die Sonne eines neuen Tages hatte sich schon über den Wald erhoben, als Richard von Maka geweckt wurde. Sie stellte einen Becher mit Wasser und einen großen Korb mit getrockneten Früchten, mit Kirschen, Pflaumen, Birnen und Aepfeln vor ihn hin. Richard hatte die Bäume dieser Fruchtarten[WS 2] schon auf der Wasserfahrt wild wachsen sehen, auch in der Pfahlbauhütte hatten Kirsch- und Pflaumenkerne gelegen. Er wunderte sich nur, wie Maka zu diesen Früchten kam.

„Jedes Jahr einmal betritt eine Priesterin dieses Leichenhaus,“ erklärte sie, „und bringt dabei den toten Häuptlingen einen Korb mit getrocknetem Obst, denn die Farken glauben, daß deren Leichen des Nachts etwas Speise zu sich nehmen müßten.“

Richard ließ sich das Obst trefflich munden, die Anwesenheit der Mumien störte ihn nicht mehr. Dann gesellte er sich Maka bei, die schon gegessen haben mochte und, entfernt vom Fenster, durch eine Spalte in der Wand, das Farkendorf und die Umgegend beobachtete.

„Auf dem Felde wird nicht gearbeitet, was hat das zu bedeuten?“ murmelte sie dabei gedrückt.

Das Dorf lag zu weit ab, außerdem ja auch oben auf

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: diese
  2. Vorlage: fruchtarten
Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)