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Er schwieg abermals …

Dann trat die Pflegerin auch schon ein …

„Meine Herren, – ich muß Sie höflichst bitten, die Rücksprache nunmehr zu beenden …,“ sagte sie sehr bestimmt. „Ich bin dem Herrn Sanitätsrat Gottlepp gegenüber für den Kranken verantwortlich …“

Harald sah wohl selbst ein, daß wir nicht länger bleiben durften …

Wir verabschiedeten uns von Selchow und erklärten, morgen vormittag wiederkommen zu wollen. –

Draußen im Flur flüsterte Harald:

„Also Sanitätsrat Gottlepp … Suchen wir seine Wohnung im Adreßbuch … Ich möchte ihn sprechen …“

Der Sanitätsrat wohnte in der Linienstraße – ein alter, schon recht klapperiger Herr …

War sehr liebenswürdig … Sagte uns feierlich: Der Rittmeister ist so schwach, daß er schon nach zehn Schritten ohnmächtig werden würde.“

Wir verabschiedeten uns dankend, und auf der Treppe meinte ich:

„Nun bist du wohl zufrieden, Harald?!“

„Wie man’s nimmt, lieber Alter … Ja – ich bin zufrieden … Würdest du dir den alten, halb blinden Sanitätsrat wählen, wenn du so schwer krank bist?! Wohl kaum!!“

Ich mußte ihm recht geben …

Er winkte ein Auto herbei …

Wir stiegen ein, fuhren heim – nach Schmargendorf …

Und abends neun Uhr bezogen dann zwei Leute, die wie rechtschaffene Arbeiter aussahen, in der Kleinen Auguststraße vor Nr. 10 ihren Beobachtungsposten am Fenster einer Kneipe schräg gegenüber … Aßen dort Eisbein mit Sauerkohl, tranken Weißbier und lugten durch die Spalte der Vorhänge nach der Haustür von Nr. 10 hinüber …

Es wurde halb elf …

Wir hatten vorsichtigerweise stets sofort bezahlt, was wir verzehrt hatten …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)