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Er bestätigte, was Harald aus den zum Teil erdichteten, zum Teil in raffiniertester Weise umgemodelten Angaben des „schwerkranken“ Selchow als Kern der Wahrheit bereits herausgeschält hatte. Lydia Salnavoor hatte sich in München von Selchow umgarnen lassen, und er war’s gewesen, der ihr den Gedanken an eine Stiftung zugunsten deutscher Kriegerwaisen gleichsam suggeriert hatte … Dann verübte er den Diebstahl, indem er Percy Salnavoor die Brieftasche entwendete, als dieser nach München gekommen war, um seine Schwester mit nach England zu nehmen. –

Alles stimmte – alles, – denn bei dem toten Selchow hatten wir schon vorher das Päckchen Briefe gefunden, das Lydia um jeden Preis zurückhaben wollte. –

Der Wannsee wurde dann mit Netzen abgesucht und so auch der Rumpf der Leiche Miß Lydias zutage gefördert. Lord Austin Salnavoor nahm nach seiner Genesung zwei Leichen in die Heimat mit: Bruder und Schwester, beides Opfer eines Verbrechers, dem es ohne Harsts Eingreifen doch wohl geglückt wäre, die Million an sich zu bringen, da die Testamentsfälschung so glänzend ausgeführt war, daß das Vermögen ihm fraglos ausgezahlt worden wäre. –

Wenn der Leser sich jetzt nochmals all die einzelnen Abschnitte dieses Ringens um die Lösung eines scheinbar völlig undurchsichtigen Rätsels vergegenwärtigt, wird er mir recht geben, daß dieses Problem geradezu ein Schulbeispiel dafür ist, wie ein begabter Detektiv Schritt für Schritt durch geistvolle Kombinationen und durch zähe Energie und kluge Entschlossenheit der Wahrheit näherzukommen vermag, bis dann unmerklich die Einkreisung der Schuldigen vollendet ist und die strafende Gerechtigkeit als Siegerin triumphieren darf …




Nächster Band:

Die grün-rote Schnur.




Druck: P. Lehmann, G. m. b. H., Berlin.


Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)