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Amerika sollte geräumt werden, das war der herrlichste Witz, den man je gehört hatte. Die drei lachenden Offiziere konnten sich gar nicht wieder beruhigen.

Ein Trompetensignal übertönte plötzlich ihr Gelächter.

„Das war die Fanfare, die eine Indianerdeputation meldet,“ meinte der aufstehende Kommandeur, sich die Augen wischend. „Vielleicht kommt man schon jetzt, uns mitzuteilen, daß wir hier mit der Räumung gleich den Anfang machen sollen. Führe den Boten sofort hier herein!“ wandte er sich darauf an den eintretenden Soldaten.

„Ein weißer Missionar ist mit ihm.“

„Ein Missionar? Ja, die Schufte stecken immer mit den Rothäuten unter einer Decke. Er soll mit hereinkommen!“

Ohne Förmlichkeit wurde der Indianerdeputierte empfangen. Es war Todespfeil, natürlich ohne Waffen, aber doch in kriegerischer Ausrüstung. Vor der imposanten, herkulischen Erscheinung des jungen Indianers gaben die Offiziere doch etwas ihre nachlässige Haltung auf den Stühlen auf, und man vergaß ganz den schwarzgekleideten Missionar, einen jungen Mann mit edlen Zügen, der sich bescheiden zurückhielt.

„Wer bist Du? Was bringst Du?“ fragte der Oberst, sich zu dem barschem Ton zwingend, der gegen die verachteten Rothäute an der Grenze Mode ist.

„Ich bin Todespfeil, der Häuptling der vereinigten Indianerstämme des Territoriums,“ entgegnete der Gefragte in fließendem Englisch und hätte wohl noch mehr gesagt, wurde aber von dem Oberst, der interessiert den Klemmer auf die Nase setzte, unterbrochen:

„Ah, so bist Du selbst wohl der rote Heiland der Indianer, der Mensch gewordene Sohn des großen Geistes?“

„Du sagst es.“

„Jesus vor Pilatus,“ bemerkte der Beamte trocken. Und über diesen Witz brachen alle Offiziere in erneutes Gelächter aus. Der Bann war gebrochen.

„Und Du verlangst wohl, daß wir in Fort Lamarie

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Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)