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„Hört ihr die Trommelwirbel?“ rief aber Todespfeil mit schallender Stimme. „Es ist Eure Todesmusik – die Blaßgesichter rücken heran, den letzten Indianer zu vernichten.“

Und plötzlich hatte er mit einem Ruck seine Fesseln gesprengt, dann riß er dem nächsten den Tomahawk aus der Hand und sprang, die Waffe schwingend, den Soldaten entgegen, die eben jetzt, von den Indianern unbemerkt, herangeschlichen waren und unter einem Hurrah aus dem Walde mit gefälltem Bajonett hervorbrachen.

Nicht wissend, was die Indianer hinter seinem Rücken thun würden, stürzte sich Todespfeil unter sie, spaltete noch einigen Soldaten den Kopf und sank dann, von mehreren Bajonetten durchbohrt, zu Boden. – – – – – – – Mit einem Schmerzensschrei erwachte Richard und hielt sich den Leib mit beiden Händen. Dann lachte er auf.

„Das war wieder ein sehr langer Traum,“ sagte er, „mein Los war das aller Heilande, und gehandelt habe ich wie ein echter Indianer. Anstatt als Heiland meine roten Brüder zu unterweisen, wie man das Land bestellt und aus Flachs Leinwand bereitet, anstatt sie zu nützlichen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu machen, habe ich sie als wilde Hunnen zum Vernichtungskriege gegen alle Blaßgesichter angereizt. Nein, wenn die Indianer so sind, wie ich sie im Traume gesehen habe – und ich zweifle nicht, daß sie mir die Phantasie richtig vorgeführt hat – dann möchte ich nicht unter ihnen leben. Hübsch war nur, wie ich die zehn Sioux auf Wache und dann den Mestizen überrumpelte und band, und wie ich schließlich die beiden Offiziere auf die anstürmenden Soldaten schleuderte und über die Mauer voltigierte.“




Heft 4 enthält die Erzählung: „Die Weltallschiffer“.


Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)