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Staaten vor den versammelten Häuptlingen den sogenannten ‚ewigen Friedens- und Freundschaftsvertrag‘ beschwören.

Nach diesem müssen die im Territorium angesiedelten Indianer vollkommen in Ruhe gelassen werden, dürfen thun, was sie wollen, können sich auch gegenseitig nach Herzenslust skalpieren und martern, wenn sie nur die Grenze nicht überschreiten. Ferner darf keine Eisenbahn durch ihr Gebiet gelegt werden und kein Weißer letzteres betreten, es müßte denn sein, daß er es auf eigene Gefahr hin thut. In diesem Falle aber schützt ihn die Regierung nicht, und auch sein Tod wird nicht gesühnt. Außerdem muß als Entschädigung für Abtretung der alten Jagdgründe den Indianern jährlich pro Kopf ein gewisses Quantum Mehl, Salz, Zucker, Tabak und anderes geliefert werden, während Fette gegen Decken, Feuerwaffen, Pulver, Blei und so weiter zu festgesetzten Preisen von den sogenannten Indianeragenten ausgetauscht werden; Branntwein aber darf nicht eingeführt werden.

Alle diese Bestimmungen gelten noch heutigen Tages, sollen auch heute noch eingehalten werden, denn dieser Vertrag war ja nur eine Pflicht der menschlichen Gerechtigkeit. Aber wenn man hinter die Coulissen blickt, so sieht man die Niederträchtigkeit der amerikanischen Regierung.

Es wurden damals 120.000 Indianer in ihr Territorium eingeführt, heute sind es kaum noch die Hälfte. Woher kommt es, daß diese Indianer sich so schnell vermindern? Aus Mangel an Nahrung sicherlich nicht, denn trotz aller gegenteiligen Behauptungen sind die Büffel auf dem Indianerterritorium noch nicht verschwunden. Noch immer weiden dort ungeheure Herden von Bisons, Hirschen und anderen jagdbaren Tieren, und man braucht nur zu bedenken, daß auf die deutsche Quadratmeile noch nicht einmal zwanzig Menschen kommen, so ist es ganz leicht begreiflich, daß diese zwanzig Menschen das Wild auf ihrem Gebiete gar nicht ausrotten und vertilgen können.

Auch nicht der Umstand, daß die Indianer sich etwa

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Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)