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aus freien Stücken untereinander in blutige Händel verwickeln, ist die Ursache ihres so rapiden Niederganges, denn sie sind von Hause aus durchaus nicht blutdürstig und haben ja auch, nachdem man ihnen ein Jagdgebiet überlassen hat, in dem sie unbeschränkt schalten und walten können, gar keinen Grund zu mörderischen, decimierenden Kämpfen mit den Weißen.

Nein, die Regierung selbst ist es, die immer wieder den Zankapfel unter die Stämme wirft, und zwar durch die sogenannten Indianeragenten, das sind besoldete Trapper und ‚spys‘, die zu ihnen hingeschickt werden und ihnen trotz des Verbotes das leider so beliebte Feuerwasser mitbringen. Die Grenzbeamten sind instruiert, die Branntweinfässer völlig zu übersehen, und hat nun der Fusel einmal die Köpfe erhitzt, so ist es nicht mehr schwer, die Rothäute aufeinander zu hetzen. Kommt schließlich noch, durch den Schnapsgenuß begünstigt, eine Seuche hinzu, desto besser!

So wird die Regierung der glorreichen Vereinigten Staaten nicht eher ruhen, als bis die letzte Rothaut in die ewigen Jagdgründe des großen Geistes eingegangen ist, dann fallen auch die 3487 Quadratmeilen äußerst fruchtbaren Landes den weißen Spekulanten in die Hände.




Im Lager der Sioux.

An dem Ufer eines Nebenflusses des Red River waren gegen hundert Wigwams aufgeschlagen. Die Frauen und Mädchen gerbten im Scheine der Abendsonne am Wasser Büffelhäute, das Ergebnis der letzten Jagd, die meisten Männer lagen rauchend vor dem Eingange ihres Zeltes, einige beschäftigten sich mit den Pferden, schönen, kräftigen Mustangs, andere leiteten die Uebungen der heranwachsenden Jugend mit Tomahawk und Pfeil und Bogen, die kleineren Kinder aber balgten sich jauchzend herum, indem sie als ihre Spielgefährten auch die zahlreichen Hunde betrachteten.

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)