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ich fürchte … wenn hier nicht ein Wunder geschieht, dann … dann …!“ Und er faßte sich an den Hals und machte die Bewegung des Schneidens.

Der rote Knirps fühlte sein fettes Hasenherz sofort ein paar Stockwerke tiefer rutschen, mochte aber seine Angst nicht eingestehen und suchte den Tollkühnen zu spielen.

Er stand gerade auf einer kuppelförmigen Sandanhäufung, die zwischen der Oase und dem östlichen inneren Rande des versteinerten Waldes mit noch achtzehn ähnlichen kleinen Hügeln sich erhob, die schon vorhin die Aufmerksamkeit der Deutschen erregt hatten, ohne daß jedoch einer von ihnen die Zeit sich genommen hätte, diese Sandkuppeln näher zu untersuchen.

Nun sollte die geheuchelte Unerschrockenheit des Dicken hier zu einer ganz besonderen Entdeckung führen.

Der Knirps spielte den Mutigen, stampfte mit dem rechten Fuß tüchtig auf und rief dabei:

„Sie sollen nur kommen, und wenn es tausend …“

Da stieß er einen Ruf des Schreckens aus, denn mit einem Male hatte der Boden unter seinen Füßen nachgegeben, und er war bis zu den Hüften in eine Höhlung eingesunken, die hier nur mit einher dünnen Deckschicht von Sand und einem anderen Material überwölbt gewesen war.

Schleunigst rappelte sich der rote Knirps wieder auf, indem er laut zeterte. „Ich versinke – ich versinke – helft, – helft!“

Sein Gesicht war so bestürzt, daß die anderen lachen mußten. Nur Pinkemüller, als Kenner der Wüste und ihrer Eigentümlichkeiten lachte nicht, zog vielmehr den Dicken mit einem Schwung heraus und bückte sich dann selbst über das Loch, richtete sich sofort wieder auf und sagte:

„Unser Freund Bolz hat, wenn auch unfreiwillig, die Erklärung dieser Sandkuppeln gefunden. Es sind ausgetrocknete Kamelkadaver, die hier liegen und die der Wüstensand allmählich zugedeckt hat. In eines dieser hohlen Gerippe ist unser Gefährte hineingefallen.“

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Der versteinerte Wald. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_versteinerte_Wald.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)