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1. Kapitel.
Der Fall „Tussi Berkamp“.

Einen Kriminalfall mit einem verzwickten Vorspiel dem Leser mundgerecht zu machen, ohne ihn durch die nackte Wiedergabe von Polizeiberichten und Auszügen aus Tageszeitungen zu ermüden, ist stets dann äußerst schwierig, wenn man selbst – in diesem Falle Harst und ich – erst in einem späteren Stadium aktiv auftritt.

Ich wähle daher hier die Form einer unpersönlichen Erzählung, der ich immerhin einige Reize zu verleihen vermag.

– Der Abend des 13.Mai war mild und windstill.

In der Parkstraße des Berliner Vorortes Dahlem saßen auf den Bänken der Kinderspielplätze dieses breiten, urwüchsigen Waldstreifens vereinzelte Pärchen und lauschten den Tönen eines Lautsprechers der nahen Villen, der bei offenen Fenstern in voller Tonstärke die Hauptmotive aus dem „Rosenkavalier“ von Strauß wiedergab.

Auch die große Villa des Generaldirektors Lüning lag einem dieser Spielplätze schräg gegenüber, die Fensterfront war jedoch dunkel, nur neben dem Wintergarten schimmerten ein paar helle Streifen: Die Fenster des Salons der Gattin des Generaldirektors, die soeben den Freund des Hauses, Doktor Gerbert für einige Zeit beurlaubt hatte.

Er wollte mit seinem Motorrad noch schnell im Postamt Grunewald eine dringende Depesche aufgeben.

Das war etwa zehn Minuten vor zehn …

Gleich darauf bemerkte ein jüngerer Mann, der mit seiner derzeitigen Braut auf einer der Bänke saß, ein gewisser

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)