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„Ich rate Ihnen, depeschieren Sie dorthin und lassen Sie den Friedhof überwachen … Sie verhüten dadurch einen Leichenraub …“

Dwars lehnte sich an die Kiefer … Zum ersten Male erschien er hilflos und vermochte in Harsts Gedankengänge nicht einzudringen. Sein junges Gesicht, dem die energischen Linien nicht fehlten, hob sich, und die Augen suchten im trüben Dunkel der Baumwipfel Rat.

Sein Ruf als jüngste, tüchtigste Kraft am Alexanderplatz bewahrheitete sich. Genau so urplötzlich kam ihm die Erleuchtung.

„Das alte Fräulein ist keines natürlichen Todes gestorben, Herr Harst … Meinen Sie das?!“

„Ja! – Depeschieren Sie … Man kann nicht wissen, ob nicht Strahls Auftraggeberin ihn genügend mit Geldmitteln für die Benutzung eines Flugzeugs versorgte …“

Dwars trat schnell einen Schritt vor.

„Frau Lüning etwa?!“

„Sehr wahrscheinlich – fast gewiß“, erwiderte Harald widerwillig.

„Mein Gott!“, – Dwars war entsetzt. „Und ich wollte Gerbert freilassen!!“ Gerbert ist ja schuldlos … Und nun, – er als Verbündeter dieser Frau, – ich muß das annehmen, ich bin ein entwurzelter Stamm, ich glaubte, festen Boden unter den Füßen zu haben, und – – es war Flugsand …“

„Es scheint so … Lassen Sie Gerbert nicht frei. Der Mann ist zu schade als Opfer des weißen Maulwurfs“, erklärte Harst mit allem Nachdruck.

Dwars schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie schon, – – ich vermag Ihnen nicht mehr zu folgen … Gerberts Leben soll bedroht sein?!“

„Wie das des Generaldirektors, das seiner Frau, das seiner Stieftochter, das des tüchtigen Josef Strahl! Alle sind bedroht, die in diese verworrene Geschichte hineingeraten: Sie, Schraut, ich ..! – Die Maulwürfe schonen niemand … Schalten

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)