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der Lampe hindurchstreckte, wurde eine kleine Steintreppe sichtbar und ein kahles Gewölbe, sehr niedrig, noch muffiger, noch feuchter, – – und leer.

Harst kletterte hinab.

Die Feldsteinfundamente des alten Pavillons – auch die Villa Lüning war ein älterer Bau – bildeten die Seitenwände, die Treppe war wie ein Mauerblock an der Seite errichtet und glich fast einer verfallenen Pyramide, der Boden des Gewölbes war lockere Erde, und das einzig Auffällige hier blieben die Maulwurfshügel, die wie kleine Höcker über den Boden verteilt waren.

Harald winkte, und ich stieg ebenfalls hinab.

„Weißt du, was das hier ist, mein Alter?“, fragte er gedämpft. „Eine Maulwurfsfarm sozusagen … Warte einen Augenblick.“

Er beleuchtete den Treppenklotz, und sehr bald hatte er in dem dicken Pfeiler die versteckte Tür gefunden, dahinter lag ein Hohlraum, in dem zwei neue Spaten und drei flache Kisten standen. Die Kisten enthielten Humuserde, und in dieser Erde steckten dicht bei dicht Engerlinge, Insektenpuppen, – –: „Futter für die Farm“, meinte Harald und nahm den einen Spaten und begann zu graben.

Das Erdreich lag hier kaum sechzig Zentimeter hoch über einer Schicht von Ziegelsteinen, so daß die Maulwürfe nicht ins Freie flüchten konnten. Harald buddelte auch drei weiße Maulwürfe heraus, die er jedoch unbelästigt ließ.

Ich stand stumm dabei.

Am Rande der Weltstadt Berlin sah ich hier etwas, das hinübergriff mit seinen entarteten Wühlern, denen der Farbstoff der Haut fehlte, bis ins ferne Karpatenland Siebenbürgen, bis zur Stadt Klausenburg, bis zu den ungarischen Zigeunern, diesen Meistern der Fiedel und Meistern im Faullenzen und Stehlen.

Harst warf die Löcher, die er gegraben, wieder zu, und dann suchte er nach dem Schlupfloch, durch das der Riesenmaulwurf

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)