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Da lachte er herzlich. „Gewiß kenne ich ihn … Aber Strahl?! – Josef Strahl wohnt auch im Privathotel über der Zigeunerkneipe, ich sah ihn dort vorhin flüchtig am Fenster … Strahl ist ein Verbündeter Frau Lünings …“

Die Matrone bestieg eine Autotaxe … Wir auch, wir blieben hinter ihr …

Und dadurch lüftete sich ganz wenig der Schleier, der über all diesen Geheimnissen lagerte.




3. Kapitel.
Frau Lünings Geständnis.

Gestern hatte es in Strömen gegossen, heute schien klare Maiensonne vom Himmel herab, und der Grunewald-Forst duftete nach Frühling, nach Kiefernnadeln, nach Harz, Buntspechte pochten überall, Eichhörnchen flitzten hin und her, und die wenigen Vormittagsspaziergänger erfreuten sich doppelter Stille und all dieses Frühlingswebens …

Hundert Schritt vor uns wandert die Matrone dahin, und gerade als Harald mir erklärte, er habe sich, was Josef Strahl beträfe, sehr geirrt, schwenkte die aufrechte Dame in eine Schonung ein, auf deren Sandweg ein paar Bänke standen …

Wir machten uns schleunigst unsichtbar, schlugen einen Bogen und wurden Zeugen, wie Frau Geraldine Lüning sich von einer der Bänke erhob und der Matrone entgegeneilte. Frau Lüning schien ihre Tante in die Arme schließen zu wollen, aber eine gebieterische Handbewegung scheuchte sie zurück, und Fräulein Födösy stand nun vor ihr und sprach erregt und vorwurfsvoll auf sie ein.

Frau Lüning antwortete, verteidigte sich zaghaft, allmählich

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)