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fertig brachte, sich beerdigen zu lassen und doch weiterzuleben, ist nebensächlich. – Wer schickte ihr das Gift?“

Der Diener hatte längst allen Widerstand aufgegeben. „Fräulein Tussi sandte ihr unter anderem zum Geburtstag Konfekt“, erwiderte er verzweifelt. „Wie sind Sie nun auf …“

„Lassen Sie es gut sein …,“ – ich reimte mir das einzig Richtige zusammen … – Also Fräulein Tussi, – – natürlich ahnte sie nicht, daß jemand das Konfekt vergiftet hatte, aber das alte Fräulein war eben vorsichtig und klug und kannte die Gefahr … – Und dann sollten Sie stumm gemacht werden, Josef Strahl … Sie trinken wohl vor dem Schlafengehen regelmäßig etwas Wasser mit Kognak … – Nun also, – der Kognak war vergiftet, auch Sie waren gewarnt, Sie tranken nicht, täuschten „Leiche“ vor und entflohen – mit Frau Lünings Einverständnis …“

Strahl nickte schwach, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute Harst flehend an.

„Bitte, lassen Sie mich jetzt gehen … Ich muß Fräulein Födösy beschützen …“

„Gehen Sie, – – und sagen Sie der alten Dame, sie möge von sich aus nichts mehr unternehmen … Ich werde die Sache zu einem Abschluß bringen, der alle Teile befriedigt.“ Er drückte Strahl die Hand, und der seltsame Diener lief eilends davon.

Harald winkte mir, wir durchschritten die Schonung und läuteten zehn Minuten darauf an der Parkpforte der Villa Lüning.

Ein Kriminalbeamter ließ uns ein.

„Der Herr Generaldirektor schläft noch“, bedeutete er uns. „Er hat eine sehr schlechte Nacht gehabt, der Hausarzt war hier …“

Harald betrat trotzdem den Vorgarten .und sagte leichthin: „Wir werden im Park warten, bis Herr Lüning uns empfangen kann. – Ist Frau Lüning zu Hause?“

„Ja – soeben zurückgekehrt …“

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)