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„Vielleicht benachrichtigen Sie die gnädige Frau, daß wir im Park sind“, bat Harst und schritt nach links um die Villa herum.

Eine dichte, hohe Taxushecke, neben der noch hohe Magnolienbüsche standen, zog sich von der Villa bis zur westlichen Parkmauer und säumte so eine schmale Allee ein.

Harald blieb stehen. Nach dem reichlichen Regen der Nacht war der Kies der Allee noch sehr feucht, ebenso die Erde unter den Magnolien.

Ich wußte noch immer nicht, wer der weiße Maulwurf war, ich hegte zwar einen ganz bestimmten Verdacht, wies ihn jedoch als unmöglich zurück.

Jetzt erst deckte Harst seine Karten auf.

„Sehr schlau!“, meinte er … „Dort, wo die Taxushecke an die Villa stößt und auch die Magnolien im Halbkreis einen Abschluß bilden, liegen Lünings Schlafzimmerfenster …“

Er brauchte nichts weiter zu sagen. Jetzt kannte ich den Verbrecher.

Trotzdem überlief es mich kalt.

„Arme Frau Lüning“, sagte ich nur.

„Das trifft zu … Die Ärmste kämpfte verzweifelt, ihren Mann von jedem Argwohn zu reinigen, überhaupt keinen Argwohn aufkommen zu lassen …“

Wir schritten auf die Parkmauer zu … Ein kleines Pförtchen zeigte uns die Stelle, wo Lüning unbemerkt ein- und ausschlüpfen konnte.

Harst blieb wiederum stehen. „Gerbert half Frau Lüning, Josef Strahl half ihr auch … Was mich in Erstaunen setzt, ist das eine, daß Kommissar Dwars nicht sofort den Täter herausfand. Bedenke: Lüning läßt sich von seiner Stieftochter im Auto aus der Stadt abholen, seine Stieftochter soll ihn nachher auch zu der Konferenz fahren, dabei hat Lüning drei Autos und zwei Chauffeure! Die Chauffeure haben Abendurlaub, der Diener Strahl ist noch halb krank nach der Fleischvergiftung, – natürlich hat Lüning ihm das Gift beigebracht,

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)