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Dwars warf ihm einen unwilligen Blick zu.

Lüning wurde unruhig. Er beobachtete Harald, er duckte sich zusammen, er hielt sich wie sprungbereit, seine müden Augen funkelten.

Harst schritt zu der fensterlosen Wand hinüber und betrachtete die beiden Bücherregale.

Dann schob er mit dem Fuße die Teppiche bei Seite.

Lüning schnellte empor. „Was wollen Sie dort?!“, – nur ein eiserner Griff des Kommissars zwang ihn auf den Sitz zurück.

Dwars schaute mich an, sein Blick bat um meine Unterstützung, das verzerrte Gesicht Lünings machte sofortiges Eingreifen notwendig. Ich packte zu, Handschellen knackten, Lüning wehrte sich nicht, nur ein grauenvolles Grinsen zuckte um seinen Mund.

Inzwischen hatte Harald drüben die beiden Bücherregale nach innen wie eine Flügeltür von der Wand abgerückt … betastete die Holztäfelung der Wand, zog seine Pistole hervor, entsicherte sie und, – – in der Täfelung erschien eine Öffnung, Harst hatte die versteckte Tür gefunden.

Seine Taschenlampe blitzte auf, er leuchtete in den schmalen Raum hinein und trat dann ein.

„Niemand hier …“, erklärte er laut. „Hier steht ein Bett, ein Waschtisch, manches andere … Der Raum wurde bewohnt … Hier sind Teller mit Speiseresten … eine halb aufgerauchte Zigarre, ein aufgeschlagenes Buch, – – ein Kursbuch …“

Er erschien wieder in der Bibliothek und stellte sich neben Lüning, legte ihm die Hand auf die Schulter …

„Lüning, wen verbergen Sie seit einem Jahre dort? Für wen ließen Sie die baulichen Veränderungen vornehmen? – – Lüning, denken Sie an Ihre Frau, die Sie noch immer liebt. Sie sind kein Mörder, Sie nicht, aber der da ist es, den Sie vor aller Welt verstecken …“

Der gebrochene Mann empfand den gütigen Ton als

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)