Seite:Der zerbrochene Krug (Kleist) 045.jpg

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Ersetz’ ich ihn.

FRAU MARTHE.
 Er mir den Krug ersetzen.
Wenn ich mir Recht erstreiten kann, ersetzen.
Setz’ er den Krug mal hin, versuch’ er’s mal,
Setz’ er’n mal hin auf das Gesims! Ersetzen!
|39| Den Krug, der kein Gebein zum Stehen hat,
Zum Liegen oder Sitzen hat, ersetzen!

VEIT.
Sie hört’s! Was geifert sie? Kann man mehr thun?
Wenn Einer ihr von uns den Krug zerbrochen,
Soll sie entschädigt werden.

FRAU MARTHE.
 Ich entschädigt!
Als ob ein Stück von meinem Hornvieh spräche.
Meint er, daß die Justiz ein Töpfer ist?
Und kämen die Hochmögenden und bänden
Die Schürze vor, und trügen ihn zum Ofen,
Die könnten sonst was in den Krug mir thun,
Als ihn entschädigen. Entschädigen!

RUPRECHT.
Laß er sie, Vater. Folg’ er mir. Der Drache!
S’ ist der zerbrochne Krug nicht, der sie wurmt,
Die Hochzeit ist es, die ein Loch bekommen,
Und mit Gewalt hier denkt sie sie zu flicken.
Ich aber setze noch den Fuß Eins drauf:
Verflucht bin ich, wenn ich die Metze nehme.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)