Seite:Der zerbrochene Krug (Kleist) 070.jpg

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EVE.
Beim Schwur nicht! Schwörend nicht! Seht dies jetzt schwör’ ich,
Und Joseph und Maria ruf ich an.

ADAM.
Ei, Leutchen! Ei, Frau Marthe! Was auch macht sie?
Wie schüchtert sie das gute Kind auch ein.
Wenn sich die Jungfer wird besonnen haben,
Erinnert ruhig dessen, was geschehen,
– Ich sage, was geschehen ist, und was,
Spricht sie nicht, wie sie soll, geschehn noch kann:
Gebt Acht, so sagt sie heut uns aus, wie gestern,
Gleichviel, ob sie’s beschwören kann ob nicht.
Laßt Joseph und Maria aus dem Spiele.

WALTER.
Nicht doch, Herr Richter, nicht! Wer wollte den
Partheien so zweideut’ge Lehren geben.

FRAU MARTHE.
Wenn sie in’s Angesicht mir sagen kann,
Schamlos, die liederliche Dirne, die,
|64| Daß es ein Andrer, als der Ruprecht war,
So mag meinetwegen sie – ich mag nicht sagen, was.
Ich aber, ich versichr’ es euch, Herr Richter,
Und kann ich gleich nicht, daß sie’s schwor, behaupten,
Daß sie’s gesagt hat gestern, das beschwör’ ich,
Und Joseph und Maria ruf’ ich an.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_070.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)