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ADAM.
 Verzeih’n Ew. Gnaden!
Hierauf wird euch die Jungfer schwerlich dienen.

WALTER.
Nicht dienen? Mir nicht dienen? Und warum nicht?

ADAM.
Ein twatsches Kind. Ihr seht’s. Gut, aber twatsch.
Blutjung, gefirmelt kaum; das schämt sich noch,
Wenn’s einen Bart von weitem sieht. So’n Volk,
Im Finstern leiden sie’s, und wenn es Tag wird,
So läugnen sie’s vor ihrem Richter ab.

WALTER.
Ihr seid sehr nachsichtsvoll, Herr Richter Adam,
Sehr mild, in allem, was die Jungfer angeht.

|92| ADAM.
Die Wahrheit euch zu sagen, Herr Gerichtsrath,
Ihr Vater war ein guter Freund von mir.
Wollen Ew. Gnaden heute huldreich sein,
So thun wir hier nicht mehr, als unsre Pflicht,
Und lassen seine Tochter gehn.

WALTER.
Ich spüre große Lust in mir, Herr Richter,
Der Sache völlig auf den Grund zu kommen. –
Sei dreist, mein Kind; sag, wer den Krug zerschlagen.
Vor niemand stehst du, in dem Augenblick,
Der einen Fehltritt nicht verzeihen könnte.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)