Seite:Der zerbrochene Krug (Kleist) 100.jpg

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EVE.
Mein lieber, würdiger und gnäd’ger Herr,
Erlaßt mir, euch den Hergang zu erzählen.
Von dieser Weig’rung denkt uneben nicht.
Es ist des Himmels wunderbare Fügung,
Die mir den Mund in dieser Sache schließt.
Daß Ruprecht jenen Krug nicht traf, will ich
Mit einem Eid, wenn ihr’s verlangt,
Auf heiligem Altar bekräftigen.
Jedoch die gestrige Begebenheit,
Mit jedem andern Zuge, ist mein eigen,
Und nicht das ganze Garnstück kann die Mutter,
Um eines einz’gen Fadens willen, fordern,
Der, ihr gehörig, durch’s Gewebe läuft.
|93| Ich kann hier, wer den Krug zerschlug, nicht melden,
Geheimnisse, die nicht mein Eigenthum,
Müßt’ ich, dem Kruge völlig fremd, berühren.
Früh oder spät, will ich’s ihr anvertrauen,
Doch hier das Tribunal ist nicht der Ort,
Wo sie das Recht hat, mich darnach zu fragen.

ADAM.
Nein, Rechtens nicht. Auf meine Ehre nicht.
Die Jungfer weiß, wo unsre Zäume hängen.
Wenn sie den Eid hier vor Gericht will schwören,
So fällt der Mutter Klage weg:
Dagegen ist nichts weiter einzuwenden.

WALTER.
Was sagt zu der Erklärung sie, Frau Marthe?

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)