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|110| WALTER.
Ich prüft’ ihn, vor drei Jahren, an der Kelter.

ADAM (schenkt wieder ein).

WALTER.
– Wie hoch ist euer Fenster – dort! Frau Marthe.

FRAU MARTHE.
Mein Fenster?

WALTER.
 Das Fenster jener Kammer ja,
Worin die Jungfer schläft?

FRAU MARTHE.
 Die Kammer zwar
Ist nur vom ersten Stock, ein Keller drunter,
Mehr als neun Fuß das Fenster nicht vom Boden;
Jedoch die ganze, wohlerwogene
Gelegenheit sehr ungeschickt zum Springen.
Denn auf zwei Fuß steht von der Wand ein Weinstock,
Der seine knot’gen Aeste rankend hin
Durch ein Spalier treibt, längs der ganzen Wand:
Das Fenster selbst ist noch davon umstrickt.
Es würd’ ein Eber, ein gewaffneter,
Müh mit den Fängern haben, durchzubrechen.

ADAM.
Es hing auch keiner drin.
     (er schenkt sich ein).

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)