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vom Thron. So lange die Laune an ihrem Platze bleibt, hat sie Recht. Sie mag dort so unbeständig, so kopflos, so verächtlich sein, wie sie will; sie ist immer noch gut genug, ein Volk zu regieren, welches nie ein anderes Gesetz gekannt hat, als die Willkür seiner Könige. Ich sage nicht, ein kopfloses System und der Verlust der Achtung im Innern und nach Aussen werde ohne Folgen bleiben, ich nehme die Assecurranz des Narrenschíffes nicht auf mich; aber ich behaupte, der König von Preussen wird solange ein Mann seiner Zeit sein, als die verkehrte Welt die wirkliche ist.

Sie wissen, ich beschäftige mich viel mit diesem Manne. Schon damals, als er nur noch das Berliner politische Wochenblatt zu seinem Organe hatte, erkannte ich seinen Werth und seine Bestimmung. Er rechtfertígte schon bei der Huldigung in Königsberg meine Vermuthung, dass nun die Frage rein persönlich werden würde. Er erklärte sein Herz und sein Gemüth für das künftige Staatsgrundgesetz der Domäne Preussen, seines Staates; und in der That, der König ist in Preussen das System. Er ist die einzige politische Person. Seine Persönlichkeit bestimmt das System so oder so. Was er thut, oder was man ihn thun lässt, was er denkt, oder was man ihm in den Mund legt, das ist es, was in Preussen der Staat denkt oder thut. Es ist also wirklich ein Verdienst, dass der jetzige König dies so unumwunden erklärt hat.

Nur darin irrte man sich eine Zeit lang, dass man es für erheblich hielt, welche Wünsche und Gedanken der König nun zum Vorschein brächte. Dies konnte in der Sache nichts ändern, der Philister ist das Material der Monarchie und der Monarch immer nur der König der Philister; er kann weder sich noch seine Leute zu freien wirklichen Menschen machen, wenn beide Theile bleiben was sie sind.

Der König von Preussen hat es versucht, mit einer Theorie, die wirklich sein Vater so nicht hatte, das System zu ändern. Das Schicksal dieses Versuches ist bekannt. Er ist vollkommen gescheitert. Ganz natürlich. Ist man einmal bei der politischen Thierwelt angelangt, so gibt es keine weitere Reaktion, als bis zu ihr, und kein anderes Vordringen, als das Verlassen ihrer Basis und den Uebergang zur Menschenwelt der Demokratie.

Der alte König wollte nichts Extravagantes, er war ein Philister und machte keinen Anspruch auf Geist. Er wusste, dass der Dienerstaat und sein Besitz nur der prosaischen, ruhigen Existenz bedurfte. Der junge König war munterer und aufgeweckter, von der Allmacht des Monarchen, der nur durch sein Herz und seinen Verstand

Empfohlene Zitierweise:
Ein Briefwechsel von 1843. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)