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Summen, die aus über den Staatsbedarf erhobenen Steuern erwachsen, für selbstgewählte Zwecke und Capricen, Walhalla, Ruhmeshalle, Griechenland, Donau-Main-Canal, Ausstattung einer Prinzessin, pompejanische Paläste, Spielgeld für den Kronprinzen, chinesische Bücher etc. und was für andere königliche Gelüste er eben mehr hat, auszugeben, ohne die Lieben und Getreuen, die Stände des Reichs darum zu fragen. Der König und seine Minister Abel und Seinsheim nennen das sothane Verschleudern von zwei und dreissig Millionen Gulden: „Erübrigen“, und erklären der Kammer, das sei nun geschehen, und von den erübrigten Millionen, – es ist zum Todtlachen naiv, – seien noch 57 Kreuzer in der Kasse. Es sei das vielleicht nicht ganz konstitutionel, allein einmal befände man sich in Bayern auf dem „Vertrauensboden“ (ein Boden des Rechtes oder der Verfassung gehört zur baierischen Mythologie) und sie ständen keinen Augenblick an, sich vor der Kammer, oder dem obersten Reichsgerichtshof, wegen dessen zu vertheidigen, was der König gethan habe, – dann aber auch kämen ohnehin in Zukunft wegen der ausserordentlichen Bedürfnisse für die Eisenbahnen nie mehr „Erübrigungen“ vor. Die Kammer wolle deshalb sich wegen der Rechtmässigkeit der Verausgabung nicht den Kopf zerbrechen, sie möge diesen „unseligen Principienstreit unter den Grundstein eines neuen Verfassungsgebäudes begraben.“ Thut Ihr das nicht, so ist es auch gut, – das Geld ist ausgegeben! – Was sagten Eure herrlichen Volksrepräsentanten dazu? Die Minister haben die Verfassung verletzt, das ist wahr, und wenn man könnte, sollte man sie eigentlich in Anklagezustand versetzen. Die Sache selbst rechtfertige die Anklage, sagte Dekan Friedrich; aus persönlicher Hochachtung gegen die Herrn Minister aber, solle sie von ihm nicht ausgehen. Und so thaten Alle! „Wir wollen darum, meint Herr Schwindel, in den sauern Apfel beissen, wollen fünfe grade sein lassen“, denn eine verletzte Verfassung ist doch immer besser als gar keine! Man muss die Verschwendung für jetzt gut heissen, – für die Zukunft aber sich seine Rechte vorbehalten. Und was sagte, oder dachte vielmehr das Volk zu diesem Verfahren? Unser König – nun, das ist eine bekannte Sache, unsere Minister haben uns betrogen, und unsere Landstände sind erbärmliche Tröpfe; das ist einmal so, von Jahr zu Jahr wird das besser werden, wir haben dagegen nichts, er ist der König, wir die königlich baierischen Unterthanen! Das ist es eben, der Sklave ist nie besser als der Herr. Ihr ward bisher taubes Stroh, jetzt seid Ihr zu Mist zusammen getreten – und der Mist

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Cœlestin Bernays: Zeitungsschau. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)