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angemessen. Ohne Zweifel schlägt dieser hündische Ernst einmal in die derbste Ironie um; der Verfasser der Schandgeschichten macht schon den Anfang; allein wir werden noch lange fortfahren können über die legitime Wirklichkeit, den Stab zu brechen. Es braucht einen grossen Sturmwind aus Westen, um all ihre niederträchtigen Tische und Bänke umzustürzen; es lebt jetzt kein Herkules, der diesen Augiasstall auf einmal misten könnte. „Der Mist hält warm.“


GROBE MISSACHTUNG DEUTSCHLANDS UND DER DEUTSCHEN SPRACHE.

Im Frankfurter Journal vom 7ten verwahren sich einige unserer Freunde gegen „grobe Missachtung Deutschlands und der deutschen Sprache“. Sie haben sehr recht. Nichts ist begründeter, als die Furcht, bei dem gänzlichen Misswachs des Geistes in der jetzigen deutschen Luft, selbst von den wohlmeinendsten Schriftstellern die Sprache missachtet, ja misshandelt zu sehen; und man wird Deutschland seine Achtung nicht besser bezeugen können, als durch die entschiedenste Missachtung der Sprache, die seine unterjochten Journale führen. Die gröbste Missachtung Deutschlands dagegen ist das herrschende System, welches mit den Gesetzen der Menschheit eben so verfährt, wie die beherrschten Schriftsteller mit den Gesetzen des Stils. Es macht sie zum Spiel seiner Willkür.

Das System erzeugt den Stil. Um also das System vor uns zu haben, dürfen wir nur den Stil irgend einer deutschen Zeitung ansehen. Ganz Deutschland schreibt in den Zeitungen einen Stil, den Kurialstil seines offiziellen Unwesens. Die deutsche Luft erzeugt ihn, seiner Ansteckung ist jeder unterworfen, der sie einathmet. Diesen Stil erhalten, heisst das System erhalten. Er ist daher eine Sache von der höchsten Wichtigkeit; und nicht nur der Karlsbader Kongress, das ganze deutsche Volk hat dies begriffen und sich die Segnungen einer vieljährigen Censur zu Nutze gemacht. Im Laufe der Zeit ist eine förmliche Revolution gegen die deutsche Sprache zu Stande gekommen. Unter allen Zeitungen zeigt sich aber die preussische Staatszeitung als die revolutionärste. Sie befindet sich im permanenten Aufruhr gegen alle Gesetze der Sprache. Von den Gesetzen der Logik, von allem Positiven der Philosophie,

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Cœlestin Bernays: Zeitungsschau. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_226.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)