Seite:Deutsche Bauzeitung 1867 p307.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
J. Fölsche: Kettenschiffahrt auf der Elbe und auf der Seine. In: Deutsche Bauzeitung, 1. Jg. 1867, S. 306–307 und S. 314–316

auf der Elbe um so viel öfter zurückzulegen und können mit einem Theil ihrer Kähne grössere Lasten fortschaffen, als früher überhaupt. Die Kaufmannschaft kann aber mit Sicherheit auf das Eintreffen der Waaren rechnen, deren Ankunft sich seither aller Berechnung entzog, und die nicht selten einwinterten, während sie vor Winter gebraucht wurden, oder, wie z. B. „Guano“[WS 1] nach der Bestellzeit anlangten, während sie vor der Bestellzeit eintreffen sollten. Durch eine regelmässige, nach einem bestimmten Fahrplan ausgeführte Beförderung der Güter gelangt die Schiffahrt erst zu der hohen Bedeutung, mit den Eisenbahnen wirksam konkurriren zu können und den von der Handelswelt angestrebten Pfennigtarif pro Zentner und Meile bei guter Rentabilität zur Wirklichkeit zu machen. Ein Kettendampfer zieht eine Netto-Last von 50,000 Ztr. mit einem Male stroman, repräsentirt also die Kraft von 4 der schwersten Last-Zug-Maschinen auf Eisenbahnen in der Ebene, und gebraucht dazu so geringe Quantitäten Kohlen, dass seine Konkurrenzfähigkeit mit den Eisenbahnen über allen Zweifel steht, sobald die Güter annähernd in derselben Lieferzeit befördert und nicht mehr durch die ungünstigen Wasserverhältnisse der Elbe aufgehalten werden. Eine Netto-Last von 50,000 Ztr. repräsentirt ein Konvoi von 12 grossen Elbschiffen. Diese Zahl von Schiffen ist freilich dem auf der Elbe fahrenden Dampfer noch nie angehängt worden, es unterliegt aber keinem Zweifel, dass sie befördert werden kann, zumal man auf der Seine Züge von 28 Fahrzeugen zu je 2000 Ztr. Ladung erblickt. Benutzen die Schiffe die Touage, so können sie Masten, Takelage etc. entbehren, denn sie werden stromaufwärts getreidelt und gehen thalwärts mit dem Strom, gebrauchen dabei zur Bedienung 2 Mann, während früher deren 8 nöthig waren, und sind der Unannehmlichkeit und des Aufenthaltes enthoben, welche durch das Legen der Masten entstehen, wenn feste Brücken passirt werden müssen; überdies können sie soviel Fracht mehr einnehmen, als der Mast mit Zubehör wiegt. Wenn die zu treidelnden Schiffe ihre Masten nicht legen müssten, um durch die Brücke bei Magdeburg zu kommen, so würden sie die Schleuse, welche den Schiffen mit stehendem Mast den Durchgang gestattet, noch viel weniger benutzen, vielleicht nur bei Hochwasser (+ 13 am Pegel), wo das Kettenschiff die Brücke nicht mehr passiren kann. –

(Fortsetzung folgt.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Guano war im 19. Jahrhundert ein beliebter Dünger in der Landwirtschaft.
Empfohlene Zitierweise:
J. Fölsche: Kettenschiffahrt auf der Elbe und auf der Seine. In: Deutsche Bauzeitung, 1. Jg. 1867, S. 306–307 und S. 314–316. Carl Beelitz, Berlin 1867, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Bauzeitung_1867_p307.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)