Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 015.jpg

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übrig waren, nothwendig fremd seyn mußte. Ein Lesebuch soll unsere Sammlung gar nicht werden, in dem Sinn, daß man alles, was sie enthält, hinter einander auszulesen hätte. Jedwede Sage stehet vielmehr geschlossen für sich da, und hat mit der vorausgehenden und nachfolgenden eigentlich nichts zu thun; wer sich darunter aussucht, wird sich schon begnügen und vergnügen. Uebrigens braucht, so sehr wir uns bemühten, alles lebendig verschiedene zu behüten, kaum erinnert zu werden, daß die bloße Ergänzung einer und derselben Sage aus mehrern Erzählungen, das heißt, die Beseitigung aller nichts bedeutenden Abweichungen, einem ziemlich untrüglichen critischen Gefühl, das sich von selbst einfindet, überlassen worden ist.

IV. Anordnung der Sammlung.

Auch bei Anordnung der einzelnen Sagen haben wir am liebsten der Spur der Natur folgen wollen, die nirgends steife und offenliegende Grenzen absteckt. In der Poesie gibt es nur einige allgemeine Abtheilungen, alle andern sind unrecht und zwängen, allein selbst jene großen haben noch ihre Berührung und greifen in einander über. Der Unterschied zwischen Geschichte, Sage und Märchen gehört nun offenbar zu den

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite XV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)