Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 021.jpg

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in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und verband mit geschmackloser aber scharfsichtiger Gelehrsamkeit Sinn für Sage und Aberglauben, der ihn antrieb, beide unmittelbar aus dem bürgerlichen Leben selbst zu schöpfen und ohne welchen, was er gewiß nicht ahnte, seine zahlreichen Schriften der Nachwelt unwerth und unfruchtbar scheinen würden. Ihm dankt sie zumal die Kenntniß und Beziehung mannichfacher Sagen, welche den Lauf der Saale entlang und an den Ufern der Elbe, bis wo sich jene in diese ausmündet, im Magdeburgischen und in der Altmark bei dem Volke gehn.

Den Prätorius haben spätere, oft ohne ihn zu nennen, ausgeschrieben, selten durch eigene mündliche Zusammlung sich ein gleiches Verdienst zu erwerben gewußt. In den langen Zeitraum zwischen ihm und der Otmarischen Sammlung (1800) fällt kein einzig Buch von Belang für deutsche Sagen, abgesehn von bloßen Einzelnheiten. Indessen hatten kurz davor Musäus und Frau Naubert in ihren Verarbeitungen einiger ächten Grundsagen aus Schriften, so wie theilweise aus mündlicher Ueberlieferung, die Neigung darauf hingezogen, wenigstens hingewiesen. In Absicht auf Treue und Frische verdient Otmar’s

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite XXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)