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hinuntergelassen und immer noch keinen Boden gefunden hatten, so fing das Floß gegen die Natur des Holzes zu sinken an, also daß sie von ihrem Vorhaben ablassen und auf ihre Rettung bedacht seyn mußten. Vom Floß sind noch Stücke am Ufer zu sehen.


60.
Die Elbjungfer und das Saalweiblein.
Mündlich aus Magdeburg.
desgl. Prätorius Weltbeschr. I. 482. 483. aus Saalfeld und Halle.
Bräuner’s Curiositäten, aus Leipzig. S. 33. 34.

Zu Magdeburg weiß man von der schönen Elbjungfer, die zuweilen aus dem Fluß heraufkam, um an dem Fleischermarkt einzukaufen. Sie trug sich bürgerlich, aber sehr reinlich und sauber, hatte einen Korb in der Hand und war von sittsamer Geberde. Man konnte sie in nichts von andern Mädchen unterscheiden, außer wer genau acht gab und es wußte, der eine Zipfel ihrer schloßen-weißen Schürze war immer naß, zum Zeichen ihrer Abkunft aus dem Fluß. Ein junger Fleischergesell verliebte sich in sie und ging ihr nach, bis er wußte, woher sie kam und wohin sie zurückkehrte, endlich stieg er mit ins Wasser hinab. Einem Fischer, der den Geliebten beistand und oben am Ufer wartete, hatte sie gesagt, wenn ein hölzerner Teller mit einem Apfel aus dem Strom hervorkomme, seys gut, sonst aber nicht. Bald aber schoß ein rother Strahl herauf, zum Beweis, daß den Verwandten der Elbjungfer

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)