Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 137.jpg

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Hütchen: „weil du auf meine Bitten den Buben nicht abstrafen willst, will ich nach wenig Tagen dir zeigen, wie ich mich vor ihm fürchte;“ und ging damit im Zorn weg. Nicht lange darauf saß der Junge nach dem Abendessen allein in der Küche und war vor Müdigkeit eingeschlafen; da kam der Geist, erwürgte ihn und zerhackte ihn in kleine Stücke. Dann warf er selbige vollends in einen großen Kessel und setzte ihn ans Feuer. Als der Küchenmeister kam und in dem Kessel Menschen-Glieder kochen sah, auch aus den übrigen Umständen merkte, daß der Geist ein fremdes Gericht zurichten wolle, fing er an, ihn greulich zu schelten und zu fluchen. Hütchen, darüber noch heftiger erbittert, kam und zerdrückte über alle Braten, die für den Bischof und dessen Hofleute am Spieße zum Feuer gebracht waren, abscheuliche Kröten, also daß sie von Gift und Blut träufelten. Und weil ihn der Koch deßwegen wiederum schmähete und schändete, stieß er ihn, als er einstens aus dem Thore gehen wollte, von der Brücke, die ziemlich hoch war, in den Graben. Weil man auch in Sorgen stand, er mögte des Bischofs Hof und andere Häuser anzünden, mußten alle Hüter auf den Mauern, sowohl der Stadt, als des Schlosses, fleißig wachen. Aus dieser und andern Ursachen suchte der Bischof Bernhard seiner los zu werden und zwang ihn endlich auch durch Beschwörung, zu weichen.

Sonst beging der Geist noch unterschiedliche, abentheuerliche Streiche, welche doch selten jemand schadeten.

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)