Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 141.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

je mehr und mehr zu ihm that, empfand ein Grauen und wußte nicht, wie er ihn los werden sollte. Auf Anrathen seiner Freunde entschloß er sich endlich, sein Schloß auf eine Zeit zu verlassen und nach Hannover zu ziehen. Auf dem Weg bemerkte man eine weiße Feder, die neben dem Wagen herflog, wußte aber nicht, was sie zu bedeuten habe. Als der Edelmann zu Hannover angelangt war, vermißte er eine goldene Kette von Werth, die er um den Hals getragen hatte, und warf Verdacht auf das Gesinde des Haus-Wirths; dieser aber nahm sich seiner Leute an und verlangte Genugthuung für die ehrenrührige Anklage. Der Edelmann, der nichts beweisen konnte, saß unmuthig in seinem Zimmer und überlegte, wie er sich aus diesem verdrießlichen Handel ziehen könnte, als er auf einmal neben sich Hinzelmanns Stimme hörte, der zu ihm sprach: „warum bist du so traurig? ist dir etwas widerwärtiges begegnet, so entdecke mir’s, ich weiß dir vielleicht Hülfe. Soll ich auf etwas rathen, so sage ich, du bist wegen einer verlorenen Kette verdrießlich.“ „Was machst du hier? antwortete der erschrockene Edelmann, warum bist du mir gefolgt? weißt du von der Kette?“ Hinzelmann sagte: „freilich bin ich, dir gefolgt und habe dir auf der Reise Gesellschaft geleistet und war allzeit gegenwärtig. Hast du mich nicht gesehen? ich war die weiße Feder, die neben deinem Wagen flog. Wo die Kette ist, will ich dir sagen: such nur unter dem Haupt-Kissen in deinem Bett, da wird sie liegen.“ Als sie sich da gefunden

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)