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hatte, ward dem Edelmann der Geist noch ängstlicher und lästiger und er redete ihn heftig an, warum er ihn durch die Kette mit dem Hauswirth in Streit gebracht, da er doch seinetwegen schon die Heimath verlassen. Hinzelmann antwortete: „was weichst du vor mir? ich kann dir ja allenthalben leichtlich folgen und seyn, wo du bist! Es ist besser, daß du in dein Eigenthum zurückkehrst und meinetwegen nicht daraus entweichst. Du siehst wohl, wenn ich wollte, könnte ich das deinige all hinwegnehmen, aber darauf steht mein Sinn nicht.“ Der Edelmann besann sich darauf und faßte den Entschluß zurückzugehen und dem Geist, im Vertrauen auf Gott, keinen Fuß breit zu weichen.

Zu Hudemühlen zeigte sich Hinzelmann nun gar zuthätig und fleißig in allerhand Arbeit. In der Küche handthierte er Nachts und wenn die Köchin Abends nach der Mahlzeit Schüssel und Teller unabgewaschen durch einander in einen Haufen hinsetzte, so waren sie Morgens wohl gesäubert, glänzend wie Spiegel, in guter Ordnung hingestellt. Daher sie sich auf ihn verlassen und gleich Abends nach der Mahlzeit ohne Sorgen zu Ruhe legen konnte. Auch verlor sich niemals etwas in der Küche, oder war ja etwas verlegt, so wußte es Hinzelmann gleich in der verborgnen Ecke, wo es steckte, wieder zu finden und gab es seinem Herrn in die Hände. Hatte man fremde Gäste zu erwarten, so ließ sich der Geist sonderlich hören und sein Arbeiten dauerte die ganze Nacht: da scheuerte er die Kessel, wusch die Schüsseln, säuberte Eimer und Zuber.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)