Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 149.jpg

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Laster und Untugenden waren ihm zuwider: einen von den Haus-Genossen strafte er wegen seiner Kargheit oft mit harten Worten und sagte den übrigen, daß er ihn um seines Geizes willen gar nicht leiden könnte. Einem andern verwies er seine Hoffahrt, die er von Herzen hasse. Als einmal zu ihm gesagt wurde, wenn er ein guter Christ seyn wolle, so müßte er Gott anrufen und die Gebäte der Christen sprechen, fing er an das Vater unser zu sagen und sprach es bis zur sechsten Bitte, die Worte „erlöse uns von dem Bösen,“ murmelte er nur leise. Er sagte auch den christlichen Glauben her, aber zerrissen und stammelnd. Denn als er zu den Worten gelangte: „ich glaube eine Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben,“ brachte er sie mit heiserer und undeutlicher Stimme hervor, also daß man ihn nicht recht hören und verstehen konnte. Der Prediger zu Eickelohe, weiland Hr. Marquard Feldmann, berichtet, daß sein Vater um die Zeit der Pfingsten auf Hudemühlen zu Gast gebeten worden; da habe Hinzelmann den schönen Gesang: „nun bitten wir den heiligen Geist“ wie eine Jungfrau oder ein junger Knabe mit sehr hoher und nicht unangenehmer Stimme bis ganz zu Ende gesungen. Ja, nicht allein diesen, sondern viele andere geistliche Gesänge, habe er auf Verlangen angestimmt, besonders wenn ihn diejenigen darum begrüßt, die er für seine Freunde gehalten und mit welchen er vertraulich gewesen.

Darum ward der Geist gewaltig bös, wenn man

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)