Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 159.jpg

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sich mit ihm in ein Gespräch ein und sprach endlich: „laß dich doch einmal von mir sehen und anfühlen.“ Hinzelmann aber wollte nicht. „So reich mir wenigstens deine Hand, damit ich erkennen kann, ob du Fleisch und Bein hast, wie ein Mensch.“ „Nein, sprach Hinzelmann, ich traue dir nicht, du bist ein Schalk, du mögtest mich ergreifen und hernach nicht wieder gehen lassen.“ Nach langem Anhalten aber und als er ihm bei Treu und Glauben versprochen, ihn nicht zu halten, sondern alsobald wieder gehen zu lassen, sagte er: „siehe da ist meine Hand!“ Wie nun der Herr darnach griff, däuchte ihn, als wenn er die Finger einer kleinen Kinder-Hand fühlte; der Geist aber zog sie gar geschwind wieder zurück. Der Herr begehrte ferner, er sollte ihn nun sein Angesicht fühlen lassen, worin er endlich willigte und wie jener darnach tastete, kam es ihm vor, als ob er gleichsam an Zähne oder an ein fleischloses Todten-Gerippe rührte; das Gesicht aber zog sich ebenfalls im Augenblick zurück, also daß er seine eigentliche Gestalt nicht wahrnehmen konnte; nur bemerkte er, daß es, wie die Hand, kalt und ohne menschliche Lebens-Wärme war.

Die Köchin, welche mit ihm gar vertraulich war, meinte, sie dürfte ihn wohl um etwas bitten, wo es ein anderer unterlassen müßte und als ihr nun die Lust kam, den Hinzelmann, den sie täglich reden hörte, mit Essen und Trinken versorgte, leiblich zu sehen, bat sie ihn inständig, ihr das zu gewähren. Er aber wollte nicht und sagte, dazu wäre jetzt noch nicht die

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)