Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 174.jpg

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vorigen Besitzer vor die Füße und eilte fort; als er zu Haus ankam, fand er ihn wieder in seiner Tasche. Nicht besser ging es ihm, als er ihn in die Donau warf.

Ein Augsburgischer Roßtäuscher und Fuhrmann zog in eine berühmte deutsche Stadt ein. Der Weg hatte seine Thiere sehr mitgenommen, im Thor fiel ihm ein Pferd, im Gasthaus das zweite und binnen wenig Tagen die übrigen sechs. Er wußte sich nicht zu helfen, ging in der Stadt umher und klagte den Leuten mit Thränen seine Noth. Nun begab sichs, daß ein anderer Fuhrmann ihm begegnete, dem er sein Unglück erzählte. Dieser sprach: „seyd ohne Sorgen, ich will euch ein Mittel vorschlagen, dessen ihr mir danken sollt.“ Der Roßtäuscher meinte, das wären leere Worte. „Nein, nein, Gesell, euch soll geholfen werden. Geht in jenes Haus und fraget nach einer Gesellschaft, die er ihm nannte, der erzählt euern Unfall und bittet um Hilfe.“ Der Roßtäuscher folgte dem Rath, ging in das Haus und fragte einen Knaben, der da war, nach der Gesellschaft. Er mußte auf Antwort warten, endlich kam der Knabe wieder und öffnete ihm ein Zimmer, in welchem etliche alte Männer an einer runden Tafel saßen. Sie redeten ihn mit Namen an und sagten: „dir sind acht Pferde gefallen, darüber bist du niedergeschlagen und nun kommst du, auf Anrathen eines deiner Gesellen, zu uns, um Hilfe zu suchen: du sollst erlangen, was du begehrst.“ Er mußte sich an einen Neben-Tisch setzen

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)