Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 177.jpg

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genannt) gebe, die, selbst gewöhnlich unsichtbar, jeden, der sie bei sich trägt, unsichtbar machen. Um sie nun zu finden, muß man sie zufällig in einem Spiegel oder Wasser erblicken. Vermuthlich hängt die Sage mit dem Namen einer Gattung des Zweiblatts, bifoglio, zusammen, die in fast allen europäischen Sprachen Vogelnest heißt und etwas alraunhaft zu seyn scheint. Den näheren Verlauf ergibt der angeführte Roman des 17. J.H. am deutlichsten, gewiß aus volksmäßiger Quelle:

Unter solchem Gespräch sah ich am Schatten oder Gegenschein eines Baums im Wasser etwas auf der Zwickgabel liegen, das ich gleichwohl auf dem Baum selbst nicht sehen konnte, solches wies ich meinem Weib Wunderswegen. Als sie solches betrachtet und die Zwickgabel gemerkt, darauf es lag, kletterte sie auf den Baum und holets herunter, was wir im Wasser gesehen hatten. Ich sah ihr gar eben zu und wurde gewahr, daß sie in demselben Augenblick verschwand, als sie das Ding, dessen Schatten (Abbild) wir im Wasser erblickt, in die Hand genommen hatte; allein ich sah noch wohl ihre Gestalt im Wasser, wie sie nämlich den Baum wieder abkletterte und ein kleines Vogelnest in der Hand hielt, das sie vom Zwickast herunter genommen. Ich fragte sie: was sie für ein Vogelnest hätte? Sie hingegen fragte mich: ob ich sie denn sähe? Ich antwortete: „auf dem Baum selbst sehe ich dich nicht, aber wohl deine Gestalt im Wasser.“ „Es ist gut, sagte sie, wenn ich herunterkomme, wirst

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)