Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 196.jpg

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Graf nicht Ursache hätte ihn abzuschaffen, und er ihm getreue Dienste geleistet und noch leisten wolle, bitte er ihn ferner an dem Hofe zu erdulden. Der Graf aber beharrte auf dem einmal gegebenen Urlaub. Deßwegen begehrte der Bereiter kein Geld, wie bedingt war, sondern ein Pferd und Narren-Kleid mit silbernen Schellen, welches ihm der Graf gerne geben ließ und noch mehr wollte reichen lassen, das der Bereiter anzunehmen verweigerte.

Es fügte sich aber, daß der Graf nach Ungarn verreiste und bei Raab, auf der Schütt, diesen Bereiter mit vielen Kuppel-Pferden in dem Narren-Kleid antraf, welcher seinen alten Herrn, wie er ihn erblickte, mit großen Freuden begrüßte und ein Pferd zu verehren anbot. Der Graf bedankt sich und will es nicht nehmen, als der Bereiter aber einen Diener ersieht, den er sonst am Hof wohl gekannt, gibt er diesem das Pferd. Der Diener setzt sich mit Freuden drauf, hat es aber kaum bestiegen, so springt das Pferd in die Höh und läßt ihn halb todt auf die Erde fallen. Zugleich ist der Roßtäuscher mit seiner ganzen Kuppel verschwunden.


100.
Der falsche Eid.
M. Schneider Titius contin. L. II. sect. 2. cap. 3. p. 416.

Im Odenwald beim Kloster Schönau liegt ein Ort, genannt zum falschen Eid. Da hat auf eine Zeit

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)