Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 200.jpg

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dieses Bachs wird folgendes erzählt. Ein Jüngling und ein Mädchen in der Stadt liebten sich herzlich, aber die Eltern wollten lange nicht zu ihrer Verheirathung einwilligen. Endlich gaben sie nach, unter der Bedingung, daß die Hochzeit erst dann solle gefeiert werden, wenn die zwei Liebenden die gute, frische Quelle von dem gegenüber liegenden Berge ganz allein herüber geleitet hätten: dadurch würde die Stadt Trinkwasser erhalten, woran sie bisher Mangel gelitten. Da fingen beide an, den Bach zu graben und arbeiteten ohn Unterlaß. So haben sie vierzig Jahre gegraben, als sie aber fertig waren, starben sie beide in demselben Augenblick.


106.
Der Helfenstein.
Grundmann Geschichtschule. Görlitz. 1677. S. 779–782.

Eine Meile von Trautenau in Böhmen, auf dem Riesenberg, liegt der Helfenstein, ein hoher Fels, auf dem sonst ein Raubschloß gestanden, nachher aber versunken ist und weiß niemand, wo die Menschen, die darin lebten, hingekommen sind. Im Jahr 1614 war, viertelwegs davon, zu Maeschendorf, eine junge Magd, die ging nicht weit von diesem Fels Vieh hüten und hatte noch mehr Kinder bei sich. Zu diesen sprach sie: „kommt, laßt uns hin zum Helfenstein, ob wir ihn vielleicht offen finden und das große Weinfaß sehen.“ Da sie hingehen, ist der Felsen offen und eine Eisenthür

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_200.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)