Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 208.jpg

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wollte. Als sie die Truhe geöffnet, kommt ihr Mann zu ihr und will hineinschauen; sie hält ihn ab, aber er stößt sie mit Gewalt weg, sieht in die Truhe und erblickt seinen verlornen Dolch. Alsbald ergreift er ihn, und begehrt kurz zu wissen, wie sie solchen bekommen, weil er ihn zu einer gewissen Zeit verloren hatte. Sie weiß in der Bestürzung und Angst sich auf keine Ausrede zu besinnen, sondern bekennt frei, es sey derselbe Dolch, den er ihr in jener Nacht hinterlassen, wo sie ihn zu sehen begehrt. Da ergrimmte der Mann und sprach mit einem fürchterlichen Fluch: „Hur! so bist du die Dirne, die mich in jener Nacht so unmenschlich geängstiget hat!“ und stößt ihr damit den Dolch mitten durchs Herz.

Diese Sage wird an verschiedenen Orten von andern Menschen erzählt. Mündlich: von einem Jäger, der seinen Hirschfänger zurückläßt; in dem ersten Wochenbett schickt ihn die Frau über ihren Kasten, Weißzeug zu holen und denkt nicht, daß dort das Zauber-Geräth liegt, das er findet und womit er sie tödtet.


115.
Der Liebhaber zum Essen eingeladen.
Prätorius Weihnachtsfratzen. prop. 53.
Bräuner’s Curiositäten. 97.
Balvassor Ehre von Crain. II. 479.

Zu Saalfeld in Thüringen war eine Schösserin (Steuereinnehmerin), die sich heimlich in ihren Schreiber

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)