Geschrei anhebt. Die Magd kam gelaufen, auch
andere im Haus wohnende Leute, zu sehen, warum
der Bube so heftig geschrien, und fanden den guten
Gesellen als einen aus tiefem Schlaf erwachten Menschen
also im Hemde liegen. Indessen ermunterte er
sich etwas und erzählte auf Befragen, es wäre ein
großes schwarzes Thier, ganz zottigt, wie ein Bock
gestaltet, zu ihm vor sein Bett gekommen und habe
ihn also geängstigt, daß es ihn alsbald auf seine Hörner
gefaßt und zum großen Fenster mit ihm hinausgefahren.
Wie ihm weiter geschehen, wisse er nicht,
auch habe er nichts sonderliches empfunden, nun aber
befinde er sich so weit weg, denn, gegen acht Uhr habe
er noch zu Langensalza im Bett gelegen und jetzt
wäre es zu Erfurt kaum halber neun. Er könne nicht
anders glauben, als daß die Catharine, seine vorige
Liebste, dieses zu Wege gebracht, indem sie bei seiner
Abreise zu ihm gesprochen, wenn er nicht bald wieder
zu ihr käme, wollte sie ihn auf dem Bock holen lassen.
Die Magd hat, nachdem man ihr gedroht, sie
als eine Hexe der Obrigkeit zu überantworten, anfangen
herzlich zu weinen und gestanden, daß ein altes
Weib, dessen Namen sie auch nannte, sie dazu überredet
und ihr Kräuter gegeben, mit der Unterweisung:
wenn sie die sachte würde kochen lassen, müsse ihr
Buhle erscheinen, er sey auch so weit er immer wolle.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)