Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 257.jpg

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147.
Die Zwerge auf dem Baum.
Mündlich aus dem Haslithal, in Wyß Volkssagen S. 320.

Des Sommers kam die Schaar der Zwerge häufig aus den Flühen herab ins Thal und gesellte sich entweder hülfreich oder doch zuschauend den arbeitenden Menschen, namentlich zu den Mädern im Heuet (der Heuernte). Da setzten sie sich denn wohl vergnügt auf den langen und dicken Ast eines Ahorns ins schattige Laub. Einmal aber kamen boshafte Leute und sägten bei Nacht den Ast durch, daß er blos noch schwach am Stamme hielt, und als die arglosen Geschöpfe sich am Morgen darauf niederließen, krachte der Ast vollends entzwei, die Zwerge stürzten auf den Grund, wurden ausgelacht, erzürnten sich heftig und schrien:

O wie ist der Himmel so hoch
und die Untreu’ so groß!
heut hierher und nimmermehr!

Sie hielten Wort und ließen sich im Lande niemals wiedersehen.


148.
Die Zwerge auf dem Felsstein.
Mündlich aus der Gegend von Gadmen mitgetheilt durch Wyß S. 320.

Es war der Zwerglein Gewohnheit, sich auf einen großen Felsstein zu setzen und von da den Heuern

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_257.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)