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151.
Die Heilingszwerge.
Spieß Vorrede zu seinem Hans Heiling.

Am Fluß Eger zwischen dem Hof Wildenau und dem Schlosse Aicha ragen ungeheuer große Felsen hervor, die man vor Alters den Heilingsfelsen nannte. Am Fuß derselben erblickt man eine Höhle, inwendig gewölbt, auswendig aber nur durch eine kleine Oeffnung, in die man den Leib gebückt kriechen muß, erkennbar. Diese Höhle wurde von kleinen Zwerglein bewohnt, über die zuletzt ein unbekannter alter Mann, des Namens Heiling, als Fürst geherrscht haben soll. Einmal vorzeiten ging ein Weib aus dem Dorfe Taschwitz bürtig, am Vorabend von Peter Pauli, in den Forst und wollte Beeren suchen; es wurde ihr Nacht und sie sah neben diesem Felsen ein schönes Haus stehen. Sie trat hinein und als sie die Thüre öffnete, saß ein alter Mann an einem Tische, schrieb emsig und eifrig. Die Frau bat um Herberge und wurde willig angenommen. Außer dem alten Mann war aber kein lebendes Wesen im ganzen Gemach, allein es rumorte heftig in allen Ecken, der Frau ward greulich und schauerlich und sie fragte den Alten: „wo bin ich denn eigentlich?“ Der Alte versetzte: „daß er Heiling heiße, bald aber auch abreisen werde, denn zwei Drittel meiner Zwerge sind schon fort und entflohen.“ Diese sonderbare Antwort machte das Weib nur noch unruhiger und sie wollte mehr fragen, allein er gebot

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_261.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2021)