Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 297.jpg

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nahgelegenen Dorfe etwas Buttermilch für sich fordern lassen. Allein die Bauern spotteten seines Boten und sandten Tags drauf zwei Männer in die Burg, die brachten ein ganzes Faß voll Buttermilch getragen. Erzürnt sperrte der Deutschmeister die beiden Bauern in einen Thurm und zwang sie, so lang drin zu bleiben, bis sie die Milch sämmtlich aus dem Faß gegessen hätten. Seitdem hat der Burgthurm den Namen.

Andere aber berichten folgendes: Die Einwohner eines benachbarten Dorfs mußten bis zu dem Bauplatz einen Weg mit Mariengroschen legen und so viel Buttermilch herbeischaffen, als zur Bereitung des Kalks, statt Wassers, nöthig war und mit diesem Mörtel wurde hernach der Thurm aufgemauert.





180.
Der heilige Winfried.
Hess. Denkwürdigk. II. 3. 4.


Als der heil. Winfried, genannt Bonifacius, die Hessen bekehren wollte, kam er auf einen Berg, wo ein heidnisches Gotteshaus stand, das ließ er umreißen und die erste christliche Kirche bauen. Seitdem heißt der Berg Christenberg, (vier Stunden von Marburg) und zweihundert Schritte von der Kirche weisen die Leute noch heutigestags einen Fußtritt im Stein, der von Bonifacius herrührt, als er vor heiligem Eifer

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_297.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)