Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 345.jpg

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Einst verfluchte eine Mutter ihre Tochter, welche Sonntags nicht zur Kirche, sondern in die Heidelbeeren gegangen war. Da wurde die Tochter zu Stein und ist ihr Bild gegen Mittag noch zu sehen.

Im dreißigjährigen Krieg flüchteten dahin die Leute vor den Soldaten.





229.
Das steinerne Brautbett.
Spieß Biograph. Der Wahnsinn. Th. 3. u. 4. aus der Volkssage.


In Deutschböhmen thürmt sich ein Felsen, dessen Spitze in zwei Theile getheilt gleichsam ein Lager und Bett oben bildet. Davon hört man sagen: es habe sonst da ein Schloß gestanden, worin eine Edelfrau mit ihrer einzigen Tochter lebte. Diese liebte wider den Willen der Mutter einen jungen Herrn aus der Nachbarschaft und die Mutter wollte niemals leiden, daß sie ihn heirathete. Aber die Tochter übertrat das Gebot und versprach sich heimlich ihrem Liebhaber, mit der Bedingung, daß sie auf den Tod der Mutter warten und sich dann vermählen wollten. Allein die Mutter erfuhr noch vor ihrem Tode das Verlöbniß, sprach einen strengen Fluch aus und bat Gott inbrünstig, daß er ihn hören und der Tochter Brautbett in einen Stein verwandeln möge. Die Mutter starb, die ungehorsame Tochter reichte dem Bräutigam die Hand und die Hochzeit wurde mit großer Pracht auf dem Felsenschloß gefeiert. Um Mitternacht,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)