Armen sich lehnen und ruhen konnte. Weil aber die
Stelle, wo er stand, nicht weit von der Stubenthüre
und auch nahe am Ofen war, und deshalb den Leuten,
welche hineinkamen, sehr hinderlich, so haben die
Geistlichen der Stadt auf vorhergehendes fleißiges Gebät
ihn von selbem Ort erhoben und gegenüber in
den andern Winkel glücklich und ohne Schaden, wiewohl
mit großer Mühe, fortgebracht. Denn wenn
man ihn sonst forttragen wollen, ist er alsbald mit
unsäglichen Schmerzen befallen und wie ganz rasend
worden. An diesem Ort, nachdem er niedergesetzt
worden, ist er ferner bis ins vierte Jahr gestanden
und hat die Dielen noch tiefer durchgetreten. Man
hatte nachgehende einen Umhang um ihn geschlagen,
damit ihn die aus- und eingehenden nicht also sehen
konnten, welches auf sein Bitten geschehen, weil er
gern allein gewesen ist und vor stäter Traurigkeit nicht
viel geredet. Endlich hat der gütige Gott die Strafe
in etwas gemildert, so daß er das letzte halbe Jahr
sitzen und sich in das Bett, das neben ihn gestellt
worden, hat niederlegen können. Fragte ihn jemand,
was er mache, so gab er gemeinlich zur Antwort, er
leide Gottes Züchtigung wegen seiner Sünden, setze alles
in dessen Willen und halte sich an das Verdienst
seines Herrn Jesu Christi, worauf er hoffe selig zu
werden. Er hat sonst gar elend ausgesehen, war blaß
und bleich von Angesicht, am Leibe gar schmächtig und
abgezehrt, im Essen und Trinken mäßig, also daß es
zur Speise oft Nöthigens bedurfte. Nach Ausgang
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_347.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)