Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 390.jpg

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an zu wünschen: „Gott wolle geben, daß der von uns beiden, welcher Unrecht hat, statt der Rosen in Zukunft zum Zeichen werde und wann ein Domherr sterben soll, in seinem Grabe klopfen möge, bis an den jüngsten Tag!“ Rebundus, der diese Verwünschung wie einen leeren Wind achtete, sprach frevellich dazu: „Amen! es sey also!“

Da nun Rebundus nicht lange darnach starb, hat es von dem an unter seinem Grabsteine, so oft eines Domherrn Ende sich nahte, entsetzlich geklopft, und es ist das Sprichwort entstanden: „Rebundus hat sich gerührt, es wird ein Domherr sterben!“ Eigentlich ist es kein bloßes Klopfen, sondern es geschehen unter seinem sehr großen, langen und breiten Grabstein drei Schläge, die nicht viel gelinder krachen, als ob das Wetter einschlüge oder dreimal ein Karthaunen-Schuß geschähe. Beim dritten Schlag dringt über dem Gewölbe der Schall der Länge nach durch die ganze Kirche mit so starkem Krachen, daß man denken sollte, das Gewölbe würde ein- und die Kirche übern Haufen fallen. Es wird dann nicht blos in der Kirche, sondern auch in den umstehenden Häusern vernehmlich gehört Einmal hat sich Rebundus an einem Sonntage, zwischen neun und zehn Uhr mitten unter der Predigt geregt und so gewaltig angeschlagen, daß etliche Handwerksgesellen, welche eben auf dem Grabstein gestanden und die Predigt angehört, theils durch starke Erhebung des Steins, theils aus Schrecken, nicht anders

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_390.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)