Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 473.jpg

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mir eine Brücke hinüber.“ Augenblicklich stand der Teufel bei ihm und sagte: „versprichst du mir das erste Lebendige, das darüber geht, so will ich dir eine Brücke dahin bauen, auf welcher du stets hinüber und herüber kannst.“ Der Hirte willigte ein; in wenig Augenblicken war die Brücke fertig, aber jener trieb eine Gemse vor sich her und ging hinten nach. Der betrogene Teufel ließ alsbald die Stücke des zerrissenen Thiers aus der Höhe herunter fallen.





337.
Die zwölf Johanneße.
Falkenstein thüring. Chronik I. 218.


Ein fränkischer König hatte zwölf Jünglinge, die wurden die deutschen Schüler genannt, und hieß jeglicher Johannes. Sie fuhren auf einer Glücksscheibe durch alle Länder und konnten binnen vier und zwanzig Stunden erfahren, was in der ganzen Welt geschehen war. Das berichteten sie dann dem Könige. Der Teufel aber ließ alle Jahre einen von der Scheibe herabfallen und nahm ihn zum Zoll. Den letzten ließ er auf den Petersberg bei Erfurt fallen, der zuvor der Berbersberg genannt war. Der König bekümmerte sich, wo doch der letzte hingekommen wäre, und als er erfuhr, daß es ein schöner Berg sey, auf den er herabgefallen, ließ er eine Capelle daselbst bauen und nannte sie Corpus Christi; setzte auch einen Einsiedler

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_473.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)