Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 484.jpg

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Holzhauer: „das will ich nit thun.“ Aber die Stimme kehrte wieder zu der andern Pfingsttagnacht und redete mit ihm in der Maas als zuvor. Da. sprach er: „ich bin zu arm dazu.“ Da kam die Stimme zu der dritten Pfingsttagnacht abermal an sein Bett und redete als vor. Also hatte er dreier Nacht keine vor Sorgen geschlafen und antwortete der Stimme: „wie meinest du’s, daß du nicht von mir willt lassen?“ Da sprach die Stimm: „du sollt es thun.“ Da sprach er: „ich will sein nit thun!“ Da nahm es ihn und hob ihn gerad auf in die Höhe und sagte: „du sollt es nun thun, berathe dich drum!“ Da gedacht er: „o ich armer Mann, was rath ich, daß ichs recht thue?“ und sprach, er wollte es thun, wo er nur die rechte Stätte wüßte. Die Stimme sprach: „im Wald ist ein grüner Fleck im Moose, da leg dich nieder und raste, so wird dir wohl kund gethan die rechte Stätte.“ Der Holzhauer machte sich auf, legte sich hin auf das Moos und rastete, (davon heißt der Ort: die Rast im Walde, Waldrast.) Wie er entschlafen war, hörte er im Schlaf zwei Glöckel. Da wachte er und sah vor sich auf dem Flecken, da jetzund die Kirch stehet, eine Frau in weißen Kleideren und hätte ein Kind am Arm, deß ward ihm nur ein Blick [1]. Da gedachte er: allmächtiger Gott, da ist freilich die rechte Statt! und ging auf die Statt, da er das Bild gesehen hatte, und merkts aus, nach dem als er vermeinte eine Kirche zu



  1. d. h. er sah die Erscheinung nur einen Augenblick.
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_484.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2022)