Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 498.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Tod sein Leben endigte. Statt des Leichnams wurde in der Folge sein steinernes Bild nebst dem der Dohle auf jenes Thurmgelender gesetzt. 1642 wehte es ein Sturmwind herunter, aber der Kopf davon soll noch auf dem Rathhaus vorhanden seyn.


359.
Regenbogen über Verurtheilten.
Westenrieder’s histor. Kalender 1803.

Als im Juni 1621. zu Prag sieben und zwanzig angesehene Männer, welche in den böhmischen Aufruhr verwickelt waren, sollten hingerichtet werden, rief einer derselben, Joh. Kutnauer, Bürgerhauptmann in der Altstadt, inständig zum Himmel empor, daß ihm und seinen Mitbürgern ein Zeichen der Gnade gegeben werde, und mit so viel Vertrauen, daß er sprach, er zweifle gar nicht, ein solches zu erhalten. Als nun der Vollzug der Todesstrafen eben beginnen sollte, erschien nach einem kleinen Regen, über dem sogenannten Lorenz-Berge ein kreuzweis übereinander gehender Regenbogen, der bei einer Stunde zum Troste der Verurtheilten stehen blieb.


360.
Gott weint mit dem Unschuldigen.
Mündlich, aus Hessen.

In Hanau ward zu einer Zeit eine Frau wegen eines schweren Verbrechens angeklagt und zum Tod verurtheilt. Als sie auf den Richtplatz kam, sprach sie: „wie der Schein auch gegen mich gezeugt hat, ich bin unschuldig, so gewiß, als Gott jetzt mit mir weinen wird.“ Worauf

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_498.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)