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des benachbarten Vulcans gestürzt wurde. Die Leute schrieben sich Tag und Stunde genau, wie sie gehört hatten, auf, reisten heim nach Italien und vernahmen, daß Theoderich gerade zu jener Zeit gestorben war. Und weil er den Pabst Johannes im Gefängnisse todtgemartert, und den Patricier Symmachus mit dem Schwert enthauptet hatte: so wurde er gerecht von denen ins Feuer geleitet, die er ungerecht in seinem Leben gerichtet hatte.



384.
Urajas und Ildibad
[1].
Procop. de bello goth. III. 1.

Urajas der Gothe hatte eine Ehefrau, reich an Vermögen und schön an Gestalt. Diese ging einmal ins Bad, angethan in herrlichem Schmuck und begleitet von einer Menge Dienstfrauen. Da sah sie im Bade sitzen Ildebads des Königes Gemahlin in schlechten Kleidern, grüßte sie nicht demüthig, wie es sich vor einer Königin ziemt, sondern sprach höhnende Reden aus stolzem Muth. Denn es war Ildebads Einkommen noch gering und seine Macht noch nicht königlich.

Allein diesen Schimpf ertrug die Königin nicht, entbrannte vor Schmerz und ging zu ihrem Gemahl;


  1. Bei Marcellinus, p. 70. 71. (ed Sirmond 1618. 8.) Orajus und Heldebadus genannt.
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)